Narben und insbesondere deren Verwachsungen (=Adhäsionen) sind häufig die Ursache von Beschwerden am Bewegungsapparat. Durch die Osteopathische Behandlung von Narben und Verwachsungen können diese Beschwerden behandelt werden.
Wie verläuft eine Osteopathische Behandlung von Narben und Verwachsungen?
Durch meine privaten und beruflichen Erfahrungen konnte ich bereits vieles zum Thema Narben und deren Verwachsungen lernen. Dieses theoretische und praktische Wissen möchte ich Ihnen hier und in meiner Praxis weitergeben.
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Wie entsteht eine Narbe?
Nach einer Operation, Infektion oder Verletzung sorgt der Körper dafür, dass das defekte Gewebe schnellstmöglich geschlossen und repariert wird. Diese Wundheilungsprozesse verlaufen immer gleich, egal welche Struktur verletzt wird. Die Narbe ist letztendlich nur der Verschluss des vorher verletzten Gewebes. Jedoch entstehen während dieser Prozesse in den meisten Fällen sogenannte Verklebungen und Adhäsionen in darunterliegenden Gewebsschichten. Vereinfacht gesagt sind Adhäsionen Gewebsverbindungen zwischen Strukturen, die vorher nicht bestanden. Dadurch kann die Gleitfähigkeit des Gewebes und somit die Beweglichkeit von angrenzenden Strukturen, wie beispielsweise Gelenken, rund um das Operationsgebiet beeinträchtigt werden.
Dabei gilt: Je komplexer die Verletzung, desto dysfunktionaler die Reparatur. Das heißt bei mehreren Operationen im selben Gebiet, wird das Narbengewebe mit jeder Wundheilung qualitativ schlechter. Darunter leiden vor allem die Festigkeit und Elastizität des Gewebes. Symptome wie Bewegungseinschränkungen, Schmerzen bei Bewegungen, Haltungsprobleme, schnelle Ermüdbarkeit und Verspannungen sind die Folge.
Dieses Prinzip gilt übrigens auch für Entzündungen (z.B. Lungenentzündung durch Corona Infektion oder Blasenentzündung), Bestrahlungen (z.B. bei Mamma-Ca) oder Verbrennungen.
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Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie ist eine rein manuelle Untersuchungs- und Behandlungsform. In der Osteopathie bedeutet Gesundheit, dass der Körper auf allen Ebenen harmonisch und in einem optimalen Zustand funktionieren kann. Da jeder Körper und jede Krankheitsgeschichte einzigartig sind, muss jeder Mensch in seiner Individualität betrachtet und behandelt werden. Das Ziel ist die Behebung der Ursache, sodass alle Strukturen optimal versorgt sind und so die Selbstregulation des Körpers angeregt wird. Dafür werden gezielte Mobilisation und Manipulationen zur Korrektur vom parietalen (z.B. Gelenke), viszeralen (=Organe) und kranio-sakralen (=Verbindung Schädel und Kreuzbein) System angewendet.
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Was ist das Liedler- Konzept?
Michaela Liedler hat das nach ihr benannte Konzept aufgrund ihrer eigenen Geschichte und mithilfe ihres physiotherapeutisch/osteopathischen Hintergrundes entwickelt. Das Konzept ist wie die Osteopathie eine rein manuelle Diagnostik- und Therapiemethode, um Narbengewebe und fasziale Verklebungen aufzuspüren und diese direkt zu lösen.
Durch spezielle Techniken erlangt das Bindegewebe wieder mehr Mobilität und stört die benachbarten Strukturen nicht mehr. Es entstehen weiche, harmonische Strukturen, die in der Lage sind sich an Veränderungen anzupassen. Außerdem erlangt das Gewebe die Fähigkeit zur Selbsterhaltung zurück.
Im Gegensatz zu den meisten Narbenbehandlungskonzepten fokussiert sich das Liedler-Konzept auf die tiefen Gewebs- und Faszienschichten im direkten und umliegenden Narbengebiet. Es wird also nicht nur die äußerlich sichtbare Narbe und eventuell umliegende Triggerpunkte behandelt.
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Was ist mein Ansatz zur Osteopathischen Behandlung von Narben und Verwachsungen?
Im Rahmen meiner Ausbildungen und beruflichen Tätigkeit habe ich bereits früh gelernt, dass Narben, Verklebungen und Adhäsionen eine häufige Ursache von unterschiedlichen Symptomen in nahegelegenen und entfernten Gewebestrukturen darstellen können.
Als ich dann selber zwei Operationen hinter mir hatte, konnte ich am eigenen Körper spüren, wie dieser Eingriff auch Jahre später immer wieder teils diffuse Beschwerden verursachen kann. Ich begann mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen, schrieb meine Osteopathie Abschlussarbeit über Kaiserschnittnarben und besuchte die Fortbildung zum Liedler-Konzept. In meinen Behandlungen kombiniere ich nun mein Wissen aus dem Osteopathie Studium mit den speziellen Narbentechniken aus dem Liedler-Konzept.
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Wie verläuft ein Termin zur Osteopathischen Behandlung von Narben und Verwachsungen?
Zunächst werden im Rahmen einer eingehenden Anamnese Fragen rund um die Krankheitsgeschichte geklärt, sodass ich mir ein möglichst genaues Bild von der Entstehung, dem Verlauf und dem jetzigen Zustand der Beschwerden machen kann. Dabei können auch psychosoziale Aspekte eine Rolle spielen. Die darauffolgende Untersuchung dient der ersten globalen Annäherung an den gesamten Körper mit anschließenden lokal fokussierten Tests.
Während der Behandlung kommen nun klassische osteopathische Techniken sowie spezielle Narbentechniken zum Einsatz. Dabei wird jeder Körper in seiner Individualität betrachtet und die Behandlungsformen entsprechend gewählt und angepasst.